10. Kapitel: Fortschritte

„WIR HABEN SCHON ÜBER 1.000 LIKES AUF UNSEREN LETZTEN POST! MARY WIRD BEGEISTERT SEIN“, ruft Drew quer durch die ganze Zentrale. Ich hätte nicht gedacht, dass ein so kleines Küken so viel Lärm machen kann. Es ist erst 5 Uhr morgens und Drew scheint sich bereits hochmotiviert mit den neuesten Zahlen auf Instagram vertraut zu machen. Gut, dass ich ein Morgenmensch bin und sowieso schon fast wach war. Kenny wird vermutlich weniger erfreut über den Weckruf sein.

Müde setze ich mich im Bett auf und gähne beherzt. Dann suche ich die Quelle des Lärms. Drew sitzt im Aufenthaltsraum der Zentrale und schaut auf den großen Bildschirm an der Wand. Vor ihm steht eine winzige Tasse mit dampfendem Kaffee.

„Ach, guten Morgen“, begrüßt er mich beiläufig und schaut weiterhin hochkonzentriert auf den Monitor. „Wir haben deutliche Follower-Zuwächse seit unserem letzten Post verzeichnen können. Marys Geschichte hat viele Menschen berührt, aber auch schockiert, weil der Staat sie einfach im Stich gelassen hat. Dein Onkel Carl scheint auch gute Arbeit geleistet zu haben. Der Post ist echt total durch die Decke gegangen und wurde auf diversen anderen Plattformen mehrfach geteilt.“

Ich bin beeindruckt von Drews Engagement. Vielleicht ist er doch mehr als nur ein naives, kleines Küken.

„Was hältst du davon, wenn du ab sofort die Verantwortung für unsere Social Media Kanäle übernimmst?“, schlage ich deshalb vor. „Du planst und schreibst Posts und behältst die Zahlen im Blick. Was meinst du?“

Drew strahlt mich über beide – naja – Ohren an und nickt dabei heftig. „Das mache ich gern! Danke für dein Vertrauen“, sagt er dann.

„Übrigens…“, beginnt er. „…wir haben auch schon einige Rückmeldungen für den Spendenaufruf. Viele Menschen wollen Geschenke und Essen für die Weihnachtsfeier beisteuern und es gibt auch Ideen und Helfer für die Renovierung eines der Gebäude in Downtown Eastside. Das wird alles so großartig“, fügt er freudig hinzu.

Seine Freude ist tatsächlich ansteckend. Selbst als Kenny einige Minuten später schlecht gelaunt in die Küche schlurft und sich mit bösen Blicken bei Drew und mir für den Lärm revanchiert, lasse ich mir meine Zuversicht nicht nehmen. Endlich geht es voran. Und das haben wir nicht zuletzt Carl zu verdanken.

Vielen Dank für deine Hilfe“, denke ich und die Nachricht wird automatisch an meinen Onkel verschickt.

Gern geschehen ;)“, kommt es umgehend zurück.