12. Kapitel: Enttäuschung

„Wo sind denn die ganzen Menschen, die wir für heute eingeplant haben, Drew? Bis jetzt sehe ich gerade mal fünf Leute.“ Voller Erwartungen schaue ich zur Eingangstür, in der Hoffnung, dass gleich weitere fünfzig Personen mit Werkzeugen und Bohrmaschinen in das Gebäude stürmen. Doch leider vergeblich…

Drew schaut abwechselnd zur Tür und auf sein DisKo. Nach einigen Minuten scheint er jedoch innerlich aufzugeben. „Ich glaube nicht, dass noch jemand kommt“, sagt er, nicht ohne seine Enttäuschung zu verbergen.

„Hey“, stupse ich ihn an. „Wir schaffen das schon irgendwie. Es wird zwar alles etwas länger dauern, aber wir lassen uns doch davon nicht den Tatendrang nehmen, oder? ALLE MAL HERHÖREN…“, rufe ich in die kleine Runde aus Helfern und Obdachlosen. „Wir sind davon ausgegangen, dass ein paar mehr Helfer heute anwesend sein würden. Trotzdem hoffen wir, dass ihr gleich alles geben werdet, um dieses wunderschöne, alte Hotel wieder auf Vordermann zu bringen. Ich übergebe hiermit meinem Assistenten Drew das Wort.“

„Was heißt hier Assistent?“, fragt Drews menschliche Gestalt mich vorwurfsvoll. „Ich bin ja wohl eher sowas wie ein Partner.“

Kenny hat mir neulich erklärt, dass alle Spezialagenten einen Chip implantiert bekommen, der es ihnen erlaubt, ihre eigene menschliche Gestalt anzunehmen. So fallen sie in der richtigen Welt weniger stark auf. Allerdings ist die Umwandlung wohl noch nicht besonders gut ausgereift und für den Agenten sehr unangenehm. Drew sieht für heute also aus wie ein etwas pummeliger Kerl in seinen Dreißigern mit Sneakers, Jeans und Hoodie. Seine Hornbrille passt zwar so gar nicht zum Rest seiner Erscheinung, doch alles in allem fällt er durch die Tarngestalt natürlich immer noch weniger auf als als Küken.

„Okay, mein Eher-sowas-wie-ein-Partner Drew wird ab jetzt die weitere Organisation übernehmen. Danke an alle“, kontere ich Drews Kommentar und zwinkere ihm verschmitzt zu. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als meiner Anweisung Folge zu leisten, denn sofort tummeln sich alle Anwesenden um ihn und bombardieren ihn mit Fragen.

.Zehn anstrengende Stunden und viele schweißtreibende Handgriffe später sind wir, wie ich finde, ziemlich gut vorangekommen. Wenn ich jedoch realistisch über die Renovierung nachdenke, muss ich mir eingestehen, dass wir in diesem Tempo garantiert nicht vor Weihnachten fertig werden. Wir brauchen mehr Unterstützung!