13. Kapitel: Mallory

Die letzten Tage waren einfach nur anstrengend und so richtig vorangekommen sind wir auch nicht. Drew hat sich zwar total ins Zeug gelegt, aber wir sind nun mal eine sehr begrenzte Anzahl von Personen, die die Arbeit erledigen können. So langsam merkt man auch, wie die Motivation der Freiwilligen nachlässt. Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, stehen wir demnächst ganz allein da. Um einen klaren Kopf zu bekommen, bin ich mit Drew in den Wald um die Ecke gegangen und laufe ziellos in der Gegend herum.

„Mir ist kalt“, stöhnt Drew und reißt mich damit aus meinen Gedanken. „Wohin laufen wir überhaupt? Wir sind bestimmt schon seit über zwei Stunden in diesem öden Wald unterwegs. So langsam reicht’s mir!“

Drew hat recht, es ist wirklich verdammt kalt. Der ständige Regen macht die Situation nicht besser, wobei mein lila Regenschirm schon mal einiges an Abhilfe schafft. Den Wald finde ich jedoch alles andere als langweilig. Es ist der perfekte Ort, um auf andere Gedanken zu kommen und neue Kraft zu tanken. Die frische Luft, die hohen Bäume und das Knacken der Äste unter meinen Füßen – einfach herrlich!

„Wir haben es gleich geschafft. Um die Kurve da hinten müssen wir noch“, versuche ich Drew zu beschwichtigen. „Ich habe, glaube ich, letztens einen Handwärmer eingepackt… wo ist er denn nur?“ Ich krame in meinen unzähligen Taschen herum, bis ich das kleine Wärmekissen gefunden habe. „Ah, hier ist er ja!“

Ich fummele den Handwärmer aus meiner Hosentasche, knicke das Metallteil einmal in der Mitte und stecke Drew das Wärmekissen behutsam zu. Ungläubig blickt er mich aus meiner Jackentasche heraus an. „Und das fällt dir erst jetzt ein?“, pflaumt er mich vorwurfsvoll an und schüttelt fassungslos den Kopf. „Danke jedenfalls“, fügt er seufzend hinzu, als hätte ihn die Wärme des Kissens beschwichtigt. Ich gehe einige Schritte weiter, bis…

„Oh, schau mal“, ruft Drew plötzlich. „Eine schwarze Katze – ist die nicht süß? „Na, wer bist du denn?“ 

Die Katze schaut Drew an. Dann antwortet sie überraschenderweise: „Ich heiße Mallory, und du siehst aus, als würdest du einen proteinreichen Snack für mich abgeben.“

Drew entfährt ein kleiner Schrei bei ihren Worten und er vergräbt seinen Kopf ängstlich in meiner Tasche. Ich jedoch finde diese sprechende Katze sehr interessant. Ihr Humor scheint genauso schwarz zu sein wie ihr Fell. Irgendetwas an ihr kommt mir bekannt vor.

„Wie kommt es, dass du unsere Sprache sprichst?“, frage ich sie neugierig.

Mallory schaut mich aus ihren Katzenaugen an. „Wenn du das wirklich wissen willst, folge mir“, antwortet sie gelassen, macht auf der Stelle kehrt und läuft geradewegs in den Wald zurück. Ich zögere.

„Du wirst dieser Katze doch wohl nicht wirklich folgen“, versucht Drew mir ins Gewissen zu reden. „Hallo?!? Sie hätte mich fast ermordet! Der kann man garantiert nicht trauen. Außerdem will ich nach Hause“, fügt er quengelnd hinzu.

„Ich möchte wissen, was es mit dieser schwarzen Katze auf sich hat“, antworte ich grübelnd. „Vielleicht kann sie uns bei unserer Mission helfen.“

Mit diesen Worten und lautstarkem Protest aus meiner Jackentasche folge ich Mallory in den Wald.