16. Kapitel: Der Gegenstand

„Ein Gegenstand, der einem bedürftigen Menschen aus Mitgefühl gegeben wurde und den dieser Mensch uns freiwillig überlässt… aber es darf kein Geld sein – puh, da hat es uns Mallory aber nicht leicht gemacht“, stöhne ich auf.

Wir befinden uns auf dem Weg zum nächsten Tim Horton’s, um von dort zu einem anderen Ort zu teleportieren. Tim Horton’s ist dafür besonders gut geeignet, weil die Shops immer ähnlich aufgebaut sind. Wir können also mit wenigen Informationen unseren Landepunkt relativ genau bestimmen. Hoffentlich klappt es dieses Mal besser als bei den letzten Malen.

„Ach, Pippifax!“, ruft Drew. „Wir schaffen das schon. Du hast in den letzten Tagen mit so vielen Obdachlosen gesprochen. Irgendwer wird uns schon helfen.“

Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. „Der Schaaaaaal!“, rufe ich begeistert, sodass Drew in meiner Jackentasche zusammenzuckt.

„Der Schaaaaal?“, ahmt er mich irritiert nach. „Was meinst du mit „der Schaaaaal?“

„Ich habe der Einbeinigen Mary doch bei unserem zweiten Treffen meinen Schal überlassen, weil sie so gefroren hat. Erinnerst du dich?“, erzähle ich mit zunehmender Begeisterung. „Wir müssen ihn nur zurückholen.“

Drew scheint so langsam zu kapieren, worauf ich hinauswill. „Als hättest du gewusst, dass dieses Geschenk uns nochmal zugutekommen wird“, meint er verschmitzt.

Ich ignoriere diesen Kommentar und beschleunige meine Schritte. Meinen Schirm habe ich schon startklar in der Hand. Ohne große Rücksicht auf die Menschen um mich herum zu nehmen, stürme ich in den nächsten Tim Horton’s und beginne mit den Vorbereitungen für die Teleportation.

„Chinatown Mainstreet“, rufe ich wie beim letzten Mal.


Wir landen sanft im Vorraum der Damentoilette, was mir beinahe einen Freudenruf entlockt hätte. Die erste reibungslose Landung – nicht auf dem Klo und nicht in der Besenkammer! Doch ich möchte den Schal so schnell wie möglich zurückholen und laufe deshalb direkt aus dem Laden in Richtung East Hastings Street.

Als wir vor Ort ankommen, kann ich die Einbeinige Mary nirgendwo entdecken. „Hast du Mary irgendwo gesehen?“, frage ich einen jungen Mann, mit dem ich sie häufiger gesehen habe.

„Heute ist Samstag – da ist sie doch mit ihren Kindern unterwegs“, antwortet er. „Ich glaube, sie wollten Käsekuchen im Trees auf der Granville Street essen gehen.“

Stimmt, das hatte ich komplett vergessen! Jeden Samstag darf sie ihre Kinder besuchen. Darauf hätte ich eigentlich früher kommen müssen. Ich bedanke mich bei dem Mann, umklammere meinen Regenschirm fester und mache mich auf den Weg zum Tim Horton’s.

„Granville Street“