17. Kapitel: Das Trees

Das Trees ist ein Café, das bekannt ist für seinen leckeren Käsekuchen. Als ich hereinkomme, schlägt mir eine angenehme Wärme und der herrliche Duft von frisch gebrühtem Kaffee entgegen. Ein wohliger Schauer läuft mir über den Rücken.

Drew scheint ebenfalls begeistert zu sein. „Das ist doch ganz nach meinem Geschmack“, meldet er sich ungewohnt fröhlich aus meiner Jackentasche zu Wort. „Das Wärmekissen hat schon vor Stunden den Geist aufgegeben“, fügt er etwas vorwurfsvoll hinzu. Aha, er ist also doch ganz der Alte.

Die Bedienung hinter dem Tresen begrüßt mich freundlich. Als ich die Einbeinige Mary mit ihren zwei Kindern in der Sofaecke des Cafés erkenne, bestelle ich mir einen heißen Zimt-Kakao mit Hafermilch und geselle mich zu ihnen. Die Einbeinige Mary sieht glücklicher aus, als ich sie jemals gesehen habe, und schaut ihre Kinder voller Liebe an. Vor jedem Kind steht eine Tasse mit dampfendem Kakao und ein großes Stück Käsekuchen, das mit Weihnachtsmännern und Tannenbäumen aus Zucker dekoriert ist.

Erst als ich direkt vor der Einbeinigen Mary stehe, bemerkt sie meine Anwesenheit und begrüßt mich überrascht. „Hallo Cassandra! Wie geht’s? Schön, dich zu sehen. Was machst du denn hier?“

„Ach, ich war gerade in der Gegend und hatte Lust auf ein heißes Getränk zum Aufwärmen“, erwidere ich. Ich unterbreche meine Erzählung, denn was jetzt kommt, ist mir höchst unangenehm. „Außerdem habe ich eine riesige Bitte an dich. Es ist mir sehr peinlich, dich danach zu fragen, aber könnte ich vielleicht meinen Schal wieder zurückhaben? Es ist wirklich wichtig”, bringe ich es schließlich hinter mich.

Die Einbeinige Mary schaut mich zunächst irritiert an, dann grinst sie. „Das kann ich leider nich‘ entscheiden“, sagt sie dann.

„Wieso nicht?“, frage ich irritiert. „Hast du den Schal etwa verloren?“ Ich bin der Verzweiflung nahe. Wenn der Schal jetzt weg ist, dann weiß ich ehrlich gesagt nicht, wo wir die wichtigste Zutat für Mallorys Trank sonst herbekommen sollen.

„Ich hab’ den Schal meiner Tochter Elsa geschenkt. Er is‘ von nem ganz besonderen Menschen, hab‘ ich ihr erzählt“, sagt die Einbeinige Mary und blickt ihre Tochter liebevoll an. „Meinst du, du kannst ihn Cassandra zurückgeben, Schatz?“

„Klaro“, meint das Mädchen und kramt in ihrem abgenutzten Rucksack. „Ich habe ihn immer bei mir gehabt – als Glücksbringer. Aber du scheinst ihn jetzt mehr zu brauchen. Hier, nimm“, sagt sie wohlwollend und überreicht mir meinen Schal.

Ich bedanke mich glücklich bei ihr und bin gleichzeitig zutiefst gerührt von der Großherzigkeit des Mädchens. Obwohl sie und ihre Familie nicht viel haben, gibt sie mir, ohne zu zögern, den Schal zurück. Die Einbeinige Mary ist wirklich eine tolle Mutter. Noch ein Grund mehr, sie von der Straße zu holen!