20. Kapitel: Mallorys Geheimnis 1/2

Wie gewohnt laufe ich mit meinem lila Lieblingsschirm durch den Regen. Drew und ich haben uns direkt nach unserem Gespräch auf den Weg zum Baumhaus im Wald gemacht, um Mallory aufzusuchen.

Als ich an dem Baum mit dem Fahrstuhl ankomme, bleibe ich stehen und klopfe, so wie es damals Mallory getan hat, fünfmal rhythmisch an den Stamm. Die Tür im Stamm öffnet sich und ich stelle mich hinein, woraufhin sich der Fahrstuhl mit einem unsanften Ruck in Bewegung setzt. Obwohl ich diesmal weiß, was auf mich zukommt, macht mir die Enge des Baumes doch etwas zu schaffen.

„Mann, Mann, Mann! Hoffentlich lohnt sich das alles hier wenigstens“, quengelt Drew aus meiner Jackentasche. Selbst in den angespanntesten Situationen muss sich dieses Küken über alles und jeden beschweren. Manchmal bewundere ich seinen Starrsinn.

„Solange du das Sprechen mir überlässt, kann eigentlich nichts schiefgehen“, entgegne ich sarkastisch zurück und grinse dabei ein wenig in mich hinein.

„Hast du überhaupt einen vernünftigen Plan?“, fragt Drew trotzig. „Wir sind vorhin so schnell aufgebrochen, dass du unmöglich über unser Vorgehen nachgedacht haben kannst.“

„Klar habe ich einen Plan. Du wirst schon sehen…“, antworte ich selbstbewusst.

Bevor Drew sich erneut beschweren kann, kommt der Fahrstuhl zum Stehen und die Tür öffnet sich mit dem gewohnten Pling. Wie bei unserem letzten Besuch steht in der Mitte des Raumes der Kessel mit der durchsichtigen Flüssigkeit. Daneben hockt Mallory und schaut uns erwartungsvoll an.

„Habt ihr die fehlende Zutat mitgebra…“, setzt Mallory ohne Umschweife zu ihrer Frage an, doch ich ziehe blitzschnell meine Katzenfalle aus meiner Tasche, und werfe sie auf Mallory, die mich schockiert ansieht. Das kleine Metallteil hat sich im Handumdrehen in eine lebensgroße Katzenbox verwandelt und Mallory darin gefangen. Wirklich ein tolles Ding! Meine Großmutter hat den Mechanismus in Cube entwickelt, nachdem Mallory entwischt ist. Ich hätte nicht gedacht, dass er durch mich irgendwann mal zur Anwendung kommt.

„Was soll das? Was wollt ihr von mir?“, fragt Mallory und schaut mich böse an. „Lasst mich gefälligst raus!“„Gerne“, antworte ich. „Aber erst verrätst du uns, was du wirklich im Schilde führst.“